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Horst Hennig: Schwingende Farbklänge - Bildfläche aus Sand und Kies

In den Bildern von Horst Hennig dominieren ein oder mehrere Linienzüge, die symbolische »Lebenslinien« bilden. In ihrem Verlauf fügen sie sich zusammen zu flächigen Figurationen, wie Dreieck, Kreis oder Ellipse. Die Gestaltung zeigt eine spannungsvolle Polarität, sowohl Ordnung und Harmonie im Liniengefüge, als auch Instabilität und Unruhe im pulsierenden Malgrund.

Mit seiner konkret-konstruktiven Kunst entwirft Horst Hennig »Lebenslinien«, die durch das Bild verlaufen, mehrfach gebrochen werden und in anderer Richtung weiter verlaufen, geometrische Figuren, die seit Menschengedenken den tragenden Grund des Lebens bilden. Unser menschliches Leben ist von der Geburt bis zum Tod unausweichlich in sämtlichen Lebensphasen dem Gesetz der Zeit unterworfen.

Horst Hennig versucht dieses Gesetz dadurch bildhaft auszudrücken, dass er seine gesamte Bildgestaltung auf einen oder mehrere Linienzüge aufbaut, die sich jeweils aus drei bis zwanzig zusammenhängenden Einzellinien zusammensetzen. Jeder Linienzug besitzt entsprechend viele Wendepunkte, die meistens an den Bildrändern liegen und die den Linienzug in eine neue Richtung lenken. Jede Einzellinie ist das Symbol für einen Lebensabschnitt, ein Stück Lebensgestaltung, die Bewältigung einer Aufgabe. Der gesamte Linienzug symbolisiert das dabei auftretende Auf und Ab, den Erfolg und Misserfolg und die Mühe der Lebensbewältigung.

Von Hause aus ist Horst Hennig Naturwissenschaftler, er beschäftigt sich neben der Malerei auch mit der Philosophie und Psychologie. Seine Einsicht, dass die Welt von Zufällen wie – und das vor allem – von Gesetzmäßigkeiten bestimmt wird, bildet die Grundlage für sein Verständnis von Ordnung, Harmonie und Schönheit und gibt seinem Leben sowohl eine nachvollziehbare rationale Grundlage als auch einen verlässlichen emotionalen Halt. So kann er sich in den symbolischen Linienzügen und pulsierenden Farbflächen seiner konstruktiven Bilder verlieren und wieder zurechtfinden, kann auf ungeordnet erscheinende Zusammenhänge diszipliniert, auf geordnete impulsiv-gegenläufig antworten. Diese Zwiesprache, diese Polarität ist zum integralen Bestandteil seines Malens geworden.

Seine konstruktiven Bilder wirken wie Aufsichten auf ein Gelände, das neugierig und spielerisch erkundet und mittels eindringlicher Zeichen – eben jener »Lebenslinien«, die einer Handlung gleich durch das Bild verlaufen – markiert und definiert wird. Diese Linienzüge werden zu Treff- und Wendepunkten oder sie laufen von diesen Schnittpunkten in andere Richtungen weiter. Es sind Lebenslinien, Metaphern des Lebensflusses, die sich zu flächigen Figurationen, zum Dreieck, Viereck, Fünfeck, zum Kreis oder zur Parabel, zur Ellipse oder zur Hyperbel, zum Sinuid oder zu Kombinationen dieser Elemente zusammenfügen. Das bei Horst Hennig stürzende Kreuz kann das Zeichen für eine brüchig gewordene Lebensanschauung sein, während der Kreis als Sonne zum Symbol der Lebensfreude wird. Durchkreuzungen, Überschneidungen, die so genannten »magischen Punkte«, knüpfen an frühere Lebenssituationen, kündigen aber auch neu einzuschlagende Wege an.

Nur wenige Grundfarben bedecken die Teilflächen, aber aus ihrer Mischung ergeben sich weitere Farbtöne, die dem scheinbar so rationalen Liniengefüge etwas Pulsierendes, Vibrierendes geben. Warme Farben liegen dem Auge näher und kalte Farben dem Auge ferner. Diesen konstruierten Malgrund trägt Hennig mit Hilfe eines von ihm entwickelten Blasinstrumentes gleichmäßig auf. So entstehen atmende Bildflächen, mit Sand und Kies erzeugte kristalline Untergründe, flächenkinetisch in Scheinbewegung versetzt (als »Flächen-Kinetik« hatte der ungarische Op-Art-Künstler Victor Vasarely derartige optische Effekte bezeichnet), schwingende Klangfolgen und Farbklänge: Durch Drehung um ein Zentrum, eine Achse oder geometrische Figur, durch Überdeckung, Durchdringung, Verschiebung der analogen Farborte, durch Aufhellung und Verdunkelung der Fläche. Solche Arbeiten mit einer Oberfläche aus Instabilität und fließender Bewegung mitten in der scheinbar fest gefügten Ordnung des Linienwerks können damit auch Sinnbilder für Unbehagen und Unruhe, für einen Schicksalsschlag oder eine gravierende Lebenswendung sein. Für Horst Hennig ist die konstruktive Kunst Symbolkunst, die Struktur immer Ausdruck des Lebendigen, der Linienzug eine Komponente der Zeit.

So sehr die Bilder die Schwingungen und Wahrnehmungen eines sensiblen Zeitgenossen aufnehmen, lösen sie sich im Malprozess aus den Zonen der Erinnerung, werden selbständig und autonom und fordern ihrerseits den Betrachter zu Erkundungen und zur Selbstreflexion auf. Der Brennpunkt der »Energieströme« seiner Bilder liegt eben nicht an einem fernen Horizont, sondern im Auge des Betrachters. Horst Hennig überlässt es ganz dem Betrachter, seine bildnerischen Ideen über das Schauvergnügen hinaus als Denkanstöße zu benutzen. Doch wenn auch nicht jeder von uns den unverbesserlichen Optimismus des Künstlers zu teilen vermag, das aufregende Gefühl, etwas Neues über sich selbst zu erfahren, seine bisherigen Grenzen zu überschreiten und zu neuen Fähigkeiten und Erkenntnissen vorzustoßen, kann sich durchaus auf den eindringlichen Betrachter seiner Bilder übertragen.

Prof. Klaus Hammer, Kunstwissenschaftler

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