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Karl-Heinz Adler / Friedrich Kracht: Minimal Ornament - Das Formstein-System

Die Dresdner Maler und Grafiker Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht entwickelten in den 1960er bis 1980er Jahren Formsteinwände und Fassadengestaltungen zu Serien. Das ermöglichte eine neue Dimension angewandter Kunst mit Architekturbezug. Zahlreiche Werke stehen noch heute an zentralen Plätzen in der Stadt Dresden und in verschiedenen Regionen der neuen Bundesländer. Mit ihrem Formstein-Konzept lieferten die beiden Künstler einen wichtigen Beitrag zur internationalen Minimal Art.

In den 1950er und 1960er Jahren wurde international eine Reihe von architektonischen Entwicklungen bekannt, in deren Zusammenhang Formelemente aus verschiedenen Materialien, vorwiegend für Vorhangfassaden, verwendet wurden. Beispiele für reliefartige Gestaltungen von seriellen Baukastenelementen der damaligen Zeit sind vor allem bei Entwürfen für öffentliche Gebäude wie beispielsweise Kaufhäuser zu finden.

In den Jahren 1956/57 gab es erste Annäherungen von Karl-Heinz Adler an das Thema. Grundlagen waren formale Übungen mit Architekturstudenten in den Fächern Bauplastik und Aktzeichnen an der damaligen Technischen Hochschule Dresden.

Experimentiert wurde mit verschiedenen Baustoffen, Materialien und Farben. Später wurden variable Elemente zur Gestaltung im urbanen Raum, beispielsweise für Hauseingänge und Treppenhäuser, entworfen. Diese Versuche im Bereich der so genannten baugebundenen Kunst führten jedoch nicht über eine bestimmte Entwicklungsphase hinaus.

Der gestalterische Weg Friedrich Krachts führte am Ende der 1950er Jahre zur Auseinandersetzung im Umgang mit den stilistischen Mitteln und Möglichkeiten einer abstrakten Formsprache. In dieser Zeit lernten sich Adler und Kracht kennen, es beginnt eine lebenslange Freundschaft und eine Zusammenarbeit auf fachlichem Gebiet. Beide betraten als Mitglieder das schöpferische Umfeld der neu gegründeten Dresdner Genossenschaft »Kunst am Bau«. Gemeinsam führten sie in der Folgezeit formanalytische und technologische Untersuchungen durch und entwickelten die Grundlagen des Formsteinsystems. Das 1968 vorgestellte Formsteinprogramm bildete in seiner Komplexität und Variabilität der Module ein absolutes Novum.

Das zugrunde liegende formale Prinzip bestand darin, aus einer relativ kleinen Menge verschiedener Typen eine möglichst große Vielfalt von Varianten innerhalb eines ästhetischen Rahmens zu erzeugen. Durch Reihung, Rotation, Spiegelung, durch Permutation der Reliefmodule konnten programmartig verschiedenartige Formationen konzipiert werden.

Skizzen, Zeichnungen und Modelle aus dieser Zeit zeigen den fast spielerischen Prozess der Formfindung im zweidimensionalen Bereich und die Transformation in die Dreidimensionalität. Die systematische Gestaltung der Steine beruht auf fünf grafischen Grundelementen: der Vollfläche, der Diagonalen, dem Kreis bzw. dem Viertelkreis, dem Winkel und der Parallelen.

K.-H. Adler sagte dazu: »Das Formsteinsystem sollte im herkömmlichen Sinn nichts mit Ornament zu tun haben, da es keine symbolischen oder mythischen Aussagen trägt. Die Elemente bilden keine Zeichen, die für etwas anderes stehen.«

Die Formsteine entsprachen – wenn man so will – einfachen bildnerischen Elementen, mit denen gestaltet werden konnte. Die damit ausgeführten Objekte hatten einen unverkennbaren Charakter, hatten Ordnung und Stil.

Das Formsteinsystem wurde in quadratischen Grundelementen realisiert, deren vier Seiten deckungsgleich ausgeformt wurden. Das Sortiment umfasste insgesamt 18 Steine mit einem Grundraster von 60 x 60 cm. Dabei wurden so genannte geschlossene, durchbrochene, halbe, Kanten- und Eckelemente unterschieden. Alle Übergänge von Stein zu Stein sind fließend gestaltet, womit die Größe der entstehenden Fläche beliebig ausdehnbar ist.

Seit den 1970er bis Ende der 1980er Jahre wurde die Serie in Berlin beim ehemaligen VEB Stuck und Naturstein produziert. Zur Beratung von Architekten erschien ein Katalog, der die angebotene Systematik und deren Möglichkeiten vermittelte und darstellte. Die jeweilige Gestaltung der Wände erfolgte überwiegend durch Adler und Kracht. In den folgenden Jahren entstanden individuelle Formsteinkomplexe in verschiedenen Städten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.

Zu dieser Zeit wurden die Gestalter Adler und Kracht bereits durch andere, neuartige Beiträge auf dem Gebiet der Konkreten Kunst und der Minimal Art international wahrgenommen und anerkannt. Die Dimensionen ihres Schaffens wechseln zwischen der freien und der so genannten angewandten Kunst.

Die Umwälzungen der 1990er Jahre führten zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung der verbliebenen Artefakte. Die Umgangsformen reichten dabei von achtloser Zerstörung bis zum Diebstahl von Elementen und deren Neuinterpretationen auf privaten Grundstücken. Die Stadt Berlin wiederum katalogisierte beispielsweise die verbliebenen Wände im öffentlichen Raum und stellte diese, als bedeutsamen Beitrag innerhalb von Architektur und Formgestaltung der Moderne, unter Denkmalschutz.

Thomas Kohl

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